Intervalle 2

Konsonanz - Dissonanz

Je nach dem Klangcharakter unterteilt man die diatonischen Intervalle in Konsonanzen und Dissonanzen.

  • Die Konsonanzen (lat. consonus: harmonisch, übereinstimmend, passend) werden unterschieden in:
    • vollkommene Konsonanzen: alle reinen Intervalle (Prime, Oktave, Quinte, Quarte)
    • unvollkommene Konsonanzen: Terzen und Sexten (klein und groß)
  • Die Dissonanzen (lat. dissonus: unharmonisch, misstönend, verworren) werden unterschieden in:
    • milde Dissonanzen: große Sekunde, kleine Septime, Tritonus
    • scharfe Dissonanzen: kleine Sekunde, große Septime

Eine aktuellere Einschätzung ordnet Quinte und Quarte (eher konsonant) sowie Tritonus (eher dissonant) zwischen Konsonanzen und Dissonanzen als „neutrale Sonanzen“ ein.

Chromatische Intervalle gelten als dissonant („auflösungsbedürftig“), selbst wenn sie enharmonisch verwechselt (dann als diatonisches Intervall) eine Konsonanz darstellen.

Darüber hinaus gilt die Quarte als dissonant, wenn (im harmonischen Zusammenhang) der untere Ton im Bass erklingt.

Im Tonsatz wurden zunächst nur vollkommene Konsonanzen eingesetzt (z.B. Quint-Organum), dann auch unvollkommene (z.B. Fauxbourdon-Satz).
Dissonanzen wurden bis zur Entwicklung der Neuen Musik strengen Regeln der Einführung und Auflösung unterworfen.

Komplementärintervalle

Jeweils zwei Intervalle sind zueinander komplementär, wenn sie sich zur Oktave ergänzen.
Das Komplementärintervall zu einem bestimmten Intervall lässt sich bilden, indem einer der beiden Intervalltöne oktaviert wird (der untere nach oben, bzw. der obere nach unten = Intervall-Umkehrung [Bsp. a])
Zwei Intervalle, die komplementär sind, finden sich, wenn eine Oktave durch einen darinliegenden Ton geteilt wird [Bsp. b].

Beispiele:

Komplementärintervalle

komplementär sind:
Prime
Oktave außerdem:
Sekunde
Septime rein
rein
Terz
Sexte klein
groß
Quarte
Quinte vermindert
übermäßig

Abgekürzte Schreibweise von Intervallen

(arabische) Zahlen bedeuten Intervallgrößen: 1 = Prime, 2 = Sekunde, 3 = Terz,…
zusätzliche Zeichen:
+ = groß, – = klein, > = vermindert (Decrescendo-Zeichen), < = übermäßig (Crescendo-Zeichen)

Wenn die Intervallgröße in Halbtönen gemessen wird, empfiehlt es sich „HT“ (Halbtöne) zur Zahl zu setzen, um Verwechslung mit den Intervallnamen zu vermeiden: z.B. 6+ (große Sexte) = 9 HT

Intervalle größer als eine Oktave

Alle Intervalle, die größer als eine Oktave sind, entsprechen jeweils einem Intervall innerhalb einer Oktave.
Es sind (bis zur Doppeloktav) folgende Bezeichnungen üblich:
None (= Sekunde + Oktave), Dezime (=Terz + Oktave), Undezime (=Quarte + Oktave),
Doudezime (=Quinte + Oktave),Terzdezime ([Tredezime] = Sexte + Oktave),
Quartdezime (=Septime + Oktave),Doppeloktave ([Quintdezime] = Oktave + Oktave)

Kuriositäten

fünffach verminderte Quinte

Fünffach (!) verminderte Quinte: kommt in der Praxis nicht vor und ist auch nur mit der einzigen verminderten Quinte zwischen den Stammtönen h und f erreichbar.

doppelt verminderte Sekunde

(melodische) doppelt verminderte Sekunde: die Notation täuscht eine Abwärtsbewegung vor; tatsächlich ist der zweite Ton aber höher!

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