Die heutige (Standard-)Notation (Notenschrift) ist ein im Laufe von Jahrhunderten entstandenes System von graphischen Zeichen (Symbolen), Worten und Abkürzungen, mit dem Tonsetzer (Komponisten oder Bearbeiter) ihre künstlerisch-musikalische Absicht möglichst getreu ihrer Vorstellung darzustellen versuchen. Notiert wird dabei in der Regel das, was als klangliches Ergebnis des Musizierens erwartet wird.
Die Notenschrift hat ihre bis heute gültige Form im wesentlichen zu Beginn des 17. Jahrhunderts erreicht.
Neben der Standardnotation gibt es abweichende Notationsformen, die aufzeichnen, was der Ausführende zu tun hat. Das Endergebnis ist dabei nicht ohne weiteres aus dem Schriftbild zu entnehmen (Griffschrift und Aktionsschrift → abweichende Notationsformen).
Es ist ein wesentliches Merkmal der westlichen (europäisch geprägten) Musik, dass sie aufgeschrieben (notiert) werden kann und damit konservierbar und wiederholbar ist, vervielfältigt und verbreitet werden kann.
Die Notenschrift lesen zu können, ist wesentliche Voraussetzung für Musiker und Sänger, vor allem zur Mitwirkung in Ensembles und um in die Struktur einer Komposition eindringen zu können.
Die immense Steigerung der Kunstfertigkeit im Umgang mit der Musik – bei der Komposition wie bei der Reproduktion (Aufführung) -, die in hochkomplexen Werken (Opern, Oratorien, Sinfonien etc.) deutlich wird, wäre ohne Notenschrift nicht möglich gewesen.
Aufgabe des Interpreten ist es, den Notentext zu entschlüsseln und in klingende Musik zurückzuübersetzen (Interpretation). Es muss bei der Interpretation das Bestreben sein, das Musizieren als Ist-Zustand zu betrachten und diesen dem Soll-Zustand der musikalischen Gestalt, wie sie sich im Notenbild darstellt und sich in der Vorstellung des Interpreten gebildet hat, möglichst anzunähern.
Die Notenschrift kann nie alle Parameter (Bestimmungsgrößen) der Musik wiedergeben. Dem Interpreten bleiben Freiräume in der klanglichen Realisierung (Aufführungspraxis, Vortragslehre).
Das schriftliche Ergebnis der Notation wird Notat genannt.
Unter Notist versteht man (vor allem im Bereich der Popularmusik) einen Musiker, der nach Noten spielen kann.
Ein Kopist überträgt Stimmen aus einer Partitur auf Einzelblätter (Stimmenauszug), die man dann auch als „Stimme“ bezeichnet.
Die in diesem Kompendium angeführten Stichregeln entsprechen den Konventionen der großen Musikverlage und betreffen die korrekte Positionierung der musikalischen Zeichen. Sie garantieren einerseits ein gut lesbares und einheitliches Schriftbild (auch bei handschriftlicher Notation), andererseits wird der inhaltlich-logische Zusammenhang der verschiedenen Elemente innerhalb eines Musikstücks erkennbar. Abgesehen davon hat ein ausgeglichenes Notenbild auch einen ästhetischen Reiz.
Die Bezeichnung Stichregeln stammt aus der Zeit, als die Noten zum Drucken in eine Druckplatte gestochen wurden. Der Begriff „Satzregeln“ ist in diesem Zusammenhang nicht empfehlenswert, um eine Verwechslung mit den Regeln und Anweisungen des Tonsatzes zu vermeiden.
Die Standardnotation enthält für die Notenschrift einen Vorrat typischer Zeichen:
Dabei sind Kombinationen von Zeichen dieser drei Gruppen (auch untereinander) möglich.
Einige musikalische Sachverhalte können verschieden dargestellt werden (Alternativen aus mehreren Gruppen).
Die primären (wesentlichen) Zeichen dienen der Darstellung der Tonhöhe und -dauer. Die sekundären differenzieren vor allem in Hinblick auf die Ausführung.
Ein einzelnes musikalisches Zeichen hat keine Aussagekraft. Erst in Verbindung mit anderen kommt ihm eine Bedeutung zu. Das Ziel derjenigen, die sich mit notierter Musik befassen, muss es sein, diese Verbindungen zweifelsfrei zu erkennen.
Außerdem ist in der Standardnotation die partiturmäßige Anordnung festgelegt (Partiturkunde).
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