[7] Noten

Zur graphischen Darstellung der primären musikalischen Parameter (Tonhöhe und Tondauer) werden Noten (lat. nota = Zeichen) verwendet.

Mit dem Begriff „Noten“ wird auch aufgeschriebene oder gedruckte Musik insgesamt bezeichnet. In diesem Kompendium ist mit „Note“ das wichtigste Symbol der Notenschrift gemeint, das durch seine vertikale Position im Liniensystem die Tonhöhe, durch seine horizontale Position innerhalb eines Taktes die metrische Bedeutung (Betonung) und durch seine Form (Notenkopf, Hals, Fähnchen, Balken, Verlängerungspunkt, Haltebögen) die Tondauer symbolisiert.

Unter Notentext ist die Aufeinanderfolge von musikalischen Zeichen zur Aussage eines bestimmten musikalischen Sachverhalts zu verstehen.

Zu unterscheiden sind die Begriffe „Ton“ und „Note“. Ein bestimmter Ton ist ein akustisches Ereignis, das in der Notenschrift durch eine bestimmte Note symbolisiert wird. Beide haben dabei einen gemeinsamen Namen (Ton- bzw. Notenname).

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[8] Notenkopf

Als Symbole für Töne werden überwiegend (annähernd) ovale Notenköpfe verwendet, deren Form und Aussehen Auskunft über ihre Dauer (Länge) gibt.

Für spezielle Zwecke (Notation für Schlagzeug, besondere Spielanweisungen etc.) werden auch andere Notenkopfformen verwendet.

Abb. 8-1 Notenkopfformen
Notenkopfformen


Stichregel:

Die Notenköpfe sind so groß, dass sie genau einen Zwischenraum des Liniensystems ausfüllen können.

Ausnahme: für so genannte Stichnoten werden kleinere Notenköpfe geschrieben (etwa 2/3 bis 3/4 so groß). Stichnoten kommen vor als Stichwort, als Ersatzstimme, zur Notation einer Nebenstimme oder einer ad-libitum-Stimme (vornehmlich bei Klavierauszügen) und zur Kennzeichnung von Herausgeberzusätzen.

Als Stichwort dienen einem Orchestermusiker Stichnoten, um seinen Einsatz nach einer längeren Pause zu finden, da er mitverfolgen kann, was andere Musiker kurz davor spielen. Stichnoten überwiegend über der Mittellinie werden komplett aufwärts gehalst, darunter liegende abwärts, da Platz für die Pause vorhanden sein muss. Stichworte werden gegebenenfalls (wie in der Originalstimme) transponiert geschrieben. (→ Abb. 8-2)

Die Noten eines anderen Instruments stehen in Stichnoten als Ersatzstimme mit dem Zusatz "à défault" (frz. = bei Fehlen) in der Stimme eines Musikers, der diese dann zu spielen hat, wenn das eigentlich dafür vorgesehene Instrument nicht besetzt ist. (→ Abb. 8-3)

Um in einem System eine Hauptstimme von einer Nebenstimme optisch zu unterscheiden, wird diese in Stichnoten gesetzt. (→ Abb. 8-4)

Überwiegend in Klavierauszügen werden nach Belieben zu spielende Stimmen (ad-libitum-Stimmen) als Stichnoten geschrieben. (→ Abb. 8-5)

Herausgeberzusätze (meist ausgesetzte Generalbässe) erscheinen als Stichnoten. (→ Abb. 8-6)

Abb. 8-2 Stichnoten als Stichwort (Ludwig van Beethoven, 9. Sinfonie [1. Fagottstimme])
Stichnoten als Stichwort


Abb. 8-3 Stichnoten als Ersatzstimme (Everard Sigal, Etude for Band [Euphonium-Stimme])
Stichnoten als Ersatzstimme


Abb. 8-4 Stichnoten als Nebenstimme (Fryderyk Chopin, Prélude op.28,8 [T.1])
Stichnoten als Nebenstimme


Abb. 8-5 Stichnoten als ad-libitum-Stimme (Wolfgang Amadeus Mozart [Süßmayr], Requiem KV 626 Sanctus [T.1], Klavierauszug)
Stichnoten als ad-libitum-Stimme


Abb. 8-6 Stichnoten als Herausgeberzusatz (Johann Sebastian Bach, Matthäus-Passion Nr. 61a [T.7ff], Klavierauszug)
Stichnoten als Herausgeberzusatz


Außerdem werden einige Verzierungen mit Stichnoten geschrieben.

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[9] Liniensystem

Zur Darstellung der Tonhöhe und des Tonhöhenverlaufs wird heute ein Liniensystem mit fünf waagrechten, parallelen Linien verwendet (im Folgenden ist mit „Liniensystem“ immer das Fünfliniensystem gemeint).

Die im Liniensystem stehenden Noten werden (normalerweise) – wie die Schrift – von links nach rechts geschrieben und gelesen.

Abb. 9-1 Liniensystem mit fünf Notenlinien

Liniensystem


Das Fünfliniensystem geht auf Guido von Arezzo († 1050) zurück, der zunächst vier Linien verwendete und die Notenlinien teilweise durch unterschiedliche Färbung kenntlich machte (C-Linie gelb oder grün, F-Linie rot).

Zuvor wurden Liniensysteme mit unterschiedlicher Anzahl Linien verwendet, wobei zwischen den Linien auch mehrere Tonstufen stehen konnten. Seit Guido stehen benachbarte Linien, bzw. Zwischenräume im Terzabstand.

Das Fünfliniensystem hat sich seit dem 14. Jahrhundert allgemein durchgesetzt.

Der gregorianische Choral wird auf nur vier Linien notiert. Außerdem werden besondere Notenformen und Schlüssel verwendet.

Abb. 9-2 Notation des Gregorianischen Chorals

Notation des Gregorianischen Chorals


Für Instrumente, die keine bestimmte oder bestimmbare Tonhöhe haben, werden die Noten auf eine Notenzeile mit nur eine Linie geschrieben.

Vor diese einen Notenlinie wird der Percussions-Schlüssel gesetzt, der im Unterschied zu den Notenschlüsseln keine absolute Tonhöhe festlegt.

Abb. 9-3 Notation von einem Instrument mit unbestimmter Tonhöhe auf einer Linie (hier: kleine Trommel) – Percussions-Schlüssel

Percussions-Schlüssel


Werden mehrere gleichartige Instrumente mit unbestimmter Tonhöhe von einem Musiker gespielt, können auch mehrere Linien erscheinen, wobei die vertikale Position der Notenköpfe die Klanglage (hoch – mittel – tief) angibt.

Abb. 9-4 Schlagzeugnotation auf zwei Linien (hier: fünf Tomtoms, die von einem Musiker gespielt werden)

Schlagzeugnotation auf zwei Linien


Für einige Instrumente gibt es außerdem besondere Notationsformen, wobei die Tonhöhe nicht direkt ablesbar ist. Diese Schreibweisen sind vor allem Tabulaturen (Griffbilder) für Gitarre, die ein Liniensystem mit sechs Linien verwenden, die die sechs Saiten der Gitarre abbilden. Die Zahlen auf den Linien geben an, welche Bünde abgegriffen werden soll.

Abb. 9-5 Gitarren-Tabulatur

Gitarren-Tabulatur


Die Linien und Zwischenräume werden von unten nach oben gezählt.

Die Noten können auf (Liniennoten), zwischen, über oder unter (Zwischenraumnoten) den Linien stehen.

Jeder Note entspricht genau ein bestimmter Ton.

Je höher eine Note im Liniensystem steht, desto höher ist der zugehörige Ton.

Jede Note, gleich ob sie auf einer der Linien oder in einem der Zwischenräume steht, wird Stufe (Tonstufe) genannt.

Abb. 9-6 Nummerierung der Linien und Zwischenräume – Noten auf, zwischen, über und unter dem Liniensystem

Nummerierung der Linien und Zwischenräume


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[10] Tonschritt – Tonsprung

Auf einem Liniensystem sind elf Töne darstellbar.

Ohne zusätzliche Symbole sind dies ausschließlich Stammtöne, die stufenweise (entsprechend der Stammtonreihe) abwechselnd auf der Linie oder im Zwischenraum (auch über der 5. und unter der 1. Linie) aufeinander folgen.

Der Abstand von einer Linie zum nächsten Zwischenraum (und umgekehrt) entspricht einem Tonschritt (Sekunde).

Unter Tonschritt (oder kurz Schritt) versteht man das Fortschreiten einer Stimme zum nächsten höher oder tiefer gelegenen Stammton oder einer Ableitung davon.

Im Gegensatz dazu wird bei einem Tonsprung (oder kurz Sprung) der nächstgelegene Schritt ausgelassen.

Abb. 10-1 elf darstellbare Stammtöne – Tonschritte, Tonsprünge

elf darstellbare Stammtöne – Tonschritte, Tonsprünge


Nacheinander erklingende Töne werden von links nach rechts geschrieben. Dabei beanspruchen längere Notenwerte mehr Platz als kürzere.

Gleichzeitig erklingende Töne werden übereinander notiert. Ausnahme: Intervall der Sekunde und besondere Notationsformen bei polyphoner Musik.

Abb. 10-2 Notation nacheinander und gleichzeitig erklingender Töne

Notation nacheinander und gleichzeitig erklingender Töne


Stichregel:

Im Einzelsystem steht bei Sekunden die tiefere Note links, die höhere rechts. Das führt dazu, dass eine Note auf der falschen Seite des Notenhalses steht ("angehängte Note" → Abb. 10-3 a).

Bei Akkorden stehen die übrigen Akkordtöne über oder unter der am weitesten von der Mittellinie entfernten Note (→ Abb. 10-3 b).

Im geteilten System sind Abweichungen zu beachten (→ Abb. 22-4).

In geteilten Systemen können auch mehr als zwei Stimmen notiert werden. Um die Notenhälse unterscheiden zu können, werden die Noten versertz geschrieben (→ Abb. 10-3 c).

Bei extremer Weitstellung kann eine Klammer die Töne zusammenfassen, die gleichzeitig erklingen sollen (→Abb. 10-3 d).

Abb. 10-3 Abweichende Notation von gleichzeitig erklingenden Tönen

Abweichende Notation von gleichzeitig erklingenden Tönen


Stichregel:

Gleiche Notenwerte erhalten bei der horizontalen Anordnung gleichviel Platz.

Die Art und Weise wie Musik notiert wird kann mit einem Koordinatensystem verglichen werden: die Tonhöhe und die Gleichzeitigkeit werden entlang einer (gedachten) vertikalen Achse ausgerichtet, das Aufeinanderfolgen im Ablauf der Zeit entlang einer (gedachten) horizontalen Achse.

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[11] Hilfslinien

Um den Umfang der in einem Liniensystem darstellbaren Noten zu erweitern, werden Hilfslinien und die dazwischen liegenden Hilfszwischenräume verwendet, die das Liniensystem nach oben und nach unten vergrößern.

Es werden bis zu fünf Hilfslinien benutzt, aber immer nur so viele wie zur Darstellung notwendig sind. Bei zwei zusammengehörigen Liniensystemen (z.B. Klavier) werden unter dem oberen, bzw. über dem unteren höchstens drei Hilfslinien geschrieben.

Mit bis zu fünf Hilfslinien sind 31 Stammtöne in einem Liniensystem darstellbar.

Abb. 11-1 Hilfslinien

Hilfslinien


Stichregel:

Hilfslinien werden bei Bedarf über oder unter das Liniensystem gesetzt und wahren dieselben Abstände wie die Linien des Liniensystems.

Hilfslinien werden kräftiger als die Notenlinien selbst geschrieben und ragen rechts und links gleichweit und deutlich über den Notenkopf (etwa ein 1/4 der Breite des Notenkopfes).

Übereinander stehende Hilfslinien sind gleich lang. Akzidenzien erhalten keine Hilfslinien.

Die Hilfslinie zwischen den Tönen eines Sekundintervalls ragt über beide Notenköpfe heraus.

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[12] Oktavierungszeichen

Um der besseren Lesbarkeit halber viele Hilfslinien zu vermeiden oder um Noten aufschreiben zu können, die mehr als 5 Hilfslinien bräuchten, schreibt man das Oktavierungszeichen.

Alle Noten, über denen das Oktavierungszeichen steht, sollen eine Oktave höher erklingen. Es zeigt das Zeichen 8va (it. ottava = Oktave), gefolgt von einer punktierten oder gestrichelten Linie.

Alle Noten, unter denen das Oktavierungszeichen steht, sollen eine Oktave tiefer erklingen.

Das Zeichen 8va weist bisweilen zusätzlich den Zusatz bassa (oder auch „basso2“ ital. für tief) auf. Dieser Zusatz ist nur notwendig, wenn aus Platzgründen das Tiefoktavierungszeichen über die Noten geschrieben wird.

Die Geltungsdauer des Oktavierungszeichens währt bis zum abgeknickten Ende der Linie. Manchmal wird zusätzlich das Wort loco (lat. am Ort) notiert, um das Ende der Gültigkeit anzuzeigen.

Soll zu den notierten Tönen zusätzlich die höhere (tiefere) Oktave gespielt werden, wird dies durch den Zusatz coll‘ottava (bassa) oder coll‘8va (bassa) (mit der [unteren] Oktave) verlangt, gefolgt von einer nicht unterbrochenen Linie bis zum Ende der Gültigkeit.

Für Singstimmen, bei C-Schlüsseln, über dem Bass-Schlüssel und unter dem Violinschlüssel wird das einfache Oktavierungszeichen nicht verwendet.

Auch eine doppelte Oktavierung kann gefordert werden, allerdings nur aufwärts. Hier ist die richtige Schreibweise 15ma (it. Abkürzung quindicesima = Intervall der Quintdezime [15 Tonschritte]) und nicht – wie früher oft zu lesen war – eine „16“.

Abb. 12-1 Oktavierungszeichen

Oktavierungszeichen


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