B.2. Darstellung der Tondauer

[21] Tondauer

Die Tondauer wird mit Hilfe unterschiedlicher Gestalt der Noten (Notenkopfform, Notenhals, Fähnchen, Balken) und gegebenenfalls zusätzlicher Zeichen (Punkte, Bögen) kenntlich gemacht.

Um einfache Dauernverhältnisse darzustellen, wird von Grundnotenwerten ausgegangen.

Hauptgrundnotenwert ist heute die Ganze Note (kurz: Ganze). Sie besteht lediglich aus einem unausgefüllten (weißen, offenen) Notenkopf (ohne Notenhals).

Abb. 21-1 Ganze Note

                 Ganze Note


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[22] reguläre Teilung

Das System unserer heutigen Musik beruht in erster Linie auf Zweiteilung (reguläre oder binäre Teilung) der Grundnotenwerte.

Jeder längere Notenwert wird in zwei gleich kurze Notenwerte unterteilt.

Eine Ganze Note wird regulär in zwei Halbe Noten (kurz: Halbe)unterteilt.

Halbe Noten haben einen unausgefüllten (weißen, offenen) Notenkopf mit Notenhals.

Abb. 22-1 Halbe Note – reguläre Teilung der Ganzen Note in zwei Halbe Noten

             Halbe Note – reguläre Teilung


Alle Noten, die kleiner als die Ganze Note sind, haben einen Notenhals.

Stichregel:

Die Strichstärke der Notenhälse entspricht der der Notenlinien.

1. Einstimmigkeit im Einzelsystem:

Der Notenhals wird bei allen Noten, die unterhalb der dritten Notenlinie (Mittellinie) stehen, am Notenkopf rechts nach oben, aller höher stehenden links nach unten angesetzt (gestrichen).

Zuweilen sieht man bei Noten auf der Mittellinie den Hals nach oben gestrichen, doch hat sich die Schreibweise mit Hals nach unten weit gehend durchgesetzt.

Die Länge des Notenhalses beträgt normalerweise 3,5 Linienabstände (= Oktave), er reicht aber immer mindestens bis zur Mittellinie.

Eine Verkürzung auf bis zu 1,5 Zwischenräume ist möglich, wenn es die Umstände (Balkenziehung etc.) erfordern.

Abb. 22-2 Notenhalsrichtung bei Einstimmigkeit im Einzelsystem

Notenhalsrichtung bei Einstimmigkeit im Einzelsystem


2. Mehrstimmigkeit im Einzelsystem (Intervalle und Akkorde):

Bei der Notation mehrerer Stimmen auf einem System (Einzelsystem) werden Intervalle und Akkorde mit einem gemeinsamen Notenhals geschrieben, sofern die Stimmen den gleichen Rhythmus aufweisen.

Die Richtung dieses Notenhalses richtet sich nach der Notenhalsrichtung der Note, die am weitesten von der Mittellinie entfernt ist. Die Länge des gemeinsamen Halses wird von der Note bestimmt, die zunächst am Hals steht (→ Abb. 22-3 a).

Bei Sekunden im Einzelsystem steht die höhere Note rechts vom Notenhals (→ Abb. 22-3 b)

Abb. 22-3 Notenhalsrichtung bei Intervallen und Akkorden im Einzelsystem

Notenhalsrichtung bei Intervallen und Akkorden im Einzelsystem


3. im geteilten System:

Werden zwei unabhängige Stimmen (also nicht Intervalle oder Akkorde einer Stimme) auf einem Liniensystem notiert (geteiltes System), erhalten alle Noten der Oberstimme den Hals nach oben gestrichen und alle Noten der Unterstimme nach unten und stehen untereinander ("Untersatz" → Abb. 22-4 a).

Wenn sich die beiden Stimmen im gleichen Ton treffen (Unisono), wird – sofern die Form des Notenkopfes die gleiche ist und eventuell auch beide Noten punktiert sind – nur ein Notenkopf mit zwei Notenhälsen geschrieben (→ Abb. 22-4 b). Sind beide Noten punktiert, wird auch nur ein Punkt geschrieben (→ Abb. 22-4 c).

Bei Ganzen Noten (→ Abb. 22-4 d), unterschiedlicher Notenkopfform (→ Abb. 22-4 e) oder wenn die Notenkopfform zwar gleich, aber eine der beiden Noten punktiert ist, werden die beiden Noten nebeneinander geschrieben ("Kopf-anKopf-Stellung"). Der punktierte Notenkopf steht dabei immer rechts (→ Abb. 22-4 f).

Bei Sekunden im geteilten System steht die tiefere Note rechts (→ Abb. 22-4 g).

Bei Stimmkreuzung im geteilten System muss die Zugehörigkeit von Notenhälsen zu Notenköpfen eindeutig sein (→ Abb. 22-4 h). Die Noten der Oberstimme werden dabei etwas nach rechts gerückt.

Abb. 22-4 Notation im geteilten System

Notation im geteilten System


4. in mehreren Systemen:

Beim Untersatz von Sekunden in mehreren Systemen stehen die Notenköpfe genau untereinander, wenn die Notenhälse in den Einzelsystemen in die gleiche Richtung weisen (→ Abb. 22-4a a – "angehängte" Noten schwarz).
Weisen die Notenhälse in entgegengesetzte Richtung, dann stehen die nicht angehängten Noten untereinander (→ Abb. 22-4a b).

Handelt es sich um getielte Systeme, stehen bei Sekunden in beiden Systemen diese genau untereinander. Gibt es nur eine Skunde, dann steht der obere Ton auf der Untersatzlinie (→ Abb. 22-4a c).

Abb. 22-4a Untersatz von Sekunden in mehreren Systemen

Notation im geteilten System


Die Halbe Note wird regulär in zwei Viertelnoten (kurz: Viertel) geteilt.

Abb. 22-5 Viertelnote – reguläre Teilung der Halben Note in zwei Viertelnoten

             Viertelnote – reguläre Teilung


Alle Notenwerte, die kleiner als Halbe Noten sind, haben einen ausgefüllten (schwarzen, geschlossenen) Notenkopf.

Die fortlaufende Zweiteilung führt zu immer kleineren (kürzeren) Notenwerten:

Abb. 22-6 reguläre Teilung der Grundwerte (Viertel bis Vierundsechzigstel)

reguläre Teilung der Grundwerte


Bei den Bezeichnungen für Notenwerte kann das angehängte „-note“ weggelassen werden.

Ab der Achtelnote (Achtel) wird eine zunehmende Anzahl von Fähnchen zur Kennzeichnung der Notenwerte benutzt.

Stichregel:

Fähnchen werden immer rechts an das Ende des Notenhalses angesetzt.

Die Fähnchen haben eine geschwungene Form und liegen beim Einzelsystem immer im Liniensystem, nie im Bereich der Hilfslinien.

Ab der Zweiunddreißigstelnote wird der Notenhals länger gezogen.

Einige Notenverlage schreiben gerade Fähnchen von der Dicke der Balken (1,5 Zwischenräume lang, 30° geneigt).

Abb. 22-7 gerade Fähnchen

gerade Fähnchen


Folgen mehrere gleiche Notenwerte mit Fähnchen aufeinander, werden diese – den metrischen und rhythmischen Gegebenheiten entsprechend (Hauptzählzeiten werden zusammen gefasst) – mit Balken verbunden. Dabei entspricht jedem Fähnchen ein Balken.

Der Zwischenraum zwischen zwei Balken wird „Steg“ genannt (auch „Licht“).

Auch einzelne unterschiedliche Notenwerte, die kleiner als Viertelnoten sind, können mit Balken verbunden werden. Dazu schreibt man Balkenstücke, die in die Richtung des größeren Notenwertes zeigen, dem sie vor- oder nachschlagen.

Stichregel:

Die Länge der Balkenstücke entspricht der Breite der Notenköpfe.

Um die Übersichtlichkeit zu wahren, werden häufig nur die Achtelbalken über die gesamte Hauptzählzeit durchgezogen und die Balken für kleinere Werte (Sechzehntel, Zweiunddreißigstel etc.) entsprechend der Unterteilung in Nebenzählzeiten unterbrochen (gebrochene Balken). Die Balkenverbindung zwischen diesen Nebenzählzeitunterteilungen soll deren Dauer anzeigen.

Abb. 22-8 gebrochene Balken – Balkenstücke

gebrochene Balken – Balkenstücke


Diese Praxis war früher nur der Instrumentalmusik vorbehalten.

In der Vokalmusik richtete sich die Verbalkung nach dem Text: Melismen (mehrere Töne auf eine Textsilbe) wurden mit Balken zusammen gefasst.

Heute setzt sich mehr und mehr die Praxis der Instrumentalmusik – der besseren metrisch-rhythmischen Übersicht halber – auch bei der Vokalmusik durch.

Abb. 22-9 oben: traditionelle Schreibweise bei Vokalmusik unten: Balkensetzung wie bei Instrumentalmusik (Taktordnung wird sichtbar)

Balkensetzung bei Vokalmusik


Stichregel:

Die Balken sollen so dick geschrieben werden, dass sie etwa einen halben Zwischenraum im Liniensystem ausfüllen.

Balkenanfang und -ende liegen möglichst immer auf einer Linie. Dabei ist es gleichgültig ob der Balken waagrecht oder schräg verläuft.

Ob die Noten, die einen gemeinsamen Balken erhalten, nach oben oder nach unten gestrichen werden, hängt von der Notenhalsrichtung der am weitesten von der Mittellinie entfernten Note ab.

Waagrechte Balken liegen nie genau in einem Zwischenraum, sondern berühren immer eine Linie.

Bei zwei und mehr Balken reichen die Notenhälse immer bis zum Achtelbalken.

Vier Balken mit ihren drei Stegen haben genau die Höhe von drei Zwischenräumen im Liniensystem.

Schräg verlaufende Balken sollten sich maximal um 30° neigen. Dabei darf kein Notenhals kürzer als normal sein.

Sollen Noten, die (intervallisch) sehr weit auseinander stehen mit einem gemeinsamen Balken verbunden werden, schreibt man gegebenenfalls ein so genanntes „Knie“ (→ Abb. 22-10).

Auch können Noten, die auf zwei übereinander stehenden Liniensystem notiert sind, mit einem gemeinsamen Balken verbunden werden.

Abb. 22-10 „Knie“ – Balken über zwei Systeme

Balken über zwei Systeme


Entgegen der Hauptaufgabe der Balken (Kenntlichmachung durch Zusammenfassung von Hauptzählzeiten) können auch Noten verbalkt werden, die nicht der gleichen Hauptzählzeit angehören. Dies geschieht, um eine Figur zusammenzufassen und zwar auch über Taktstriche hinweg oder um beim Klaviersatz die Verteilung auf die rechte und linke Hand des Spielers anzuzeigen.

Abb. 22-11 Balken über Hauptzählzeiten und Taktstriche hinweg
(Johannes Brahms, Intermezzo op.118,2 [T.42ff]) – oben die originale Notation Brahms', darunter die „korrekte“ (regelrechte) Notation

Balken über Hauptzählzeiten und Taktstriche


Abb. 22-12 Balken über Hauptzählzeiten und unterbrochene Balken zur Kennzeichnung der Verteilung auf rechte und linke Hand bei Tasteninstrumenten
(Johann Sebastian Bach, Wohltemperiertes Klavier Teil 1 Praeludium XXI [T.8]) oben die originale Notation Bachs, darunter die „korrekte“ [regelrechte] Notation

Balken über Hauptzählzeiten und unterbrochene Balken zur Kennzeichnung der Verteilung auf rechte und linke Hand bei Tasteninstrumenten

Die Verbalkung kann innerhalb einer Hauptzählzeit auch gänzlich durchbrochen werden, um die Phrasierung kenntlich zu machen.

Abb. 22-13 unterbrochene Balken zur Kennzeichnung der Phrasierung (Johannes Brahms, Intermezzo op.116,4 [T.52ff]) – oben die originale Notation Brahms‘, darunter die „korrekte“ (regelrechte) Notation

unterbrochene Balken


Früher wurden auch längere Grundwerte verwendet, heute nur noch die Doppelganze Note. Bei der Doppelganzen Note sind verschiedene Schreibweisen möglich.

Abb. 22-14 Doppelganze Noten – verschiedene Notenkopfformen – reguläre Teilung

                 Doppelganze Noten


Jeder Notenwert kann beliebig in gleiche oder unterschiedliche kleinere Notenwerte unterteilt werden, wobei die Summe der Teilwerte die Dauer des unterteilten Notenwertes nicht unter- oder überschreiten darf.

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[23] Punktierung – Verlängerungspunkt

Um Notenwerte darstellen zu können, die längenmäßig zwischen den Grundnotenwerten stehen, verwendet man den Verlängerungspunkt.

Ein Verlängerungspunkt verlängert die Note nach der er steht um die Hälfte, ein weiterer zusätzlich um ein Viertel und (ganz selten) ein dritter zusätzlich um ein Achtel ihres Wertes.

Die auf diese Weise entstandenen Notenwerte nennt man „punktierte Noten“.

In den meisten Fällen folgt auf eine punktierte Note eine Note des nächst kleineren Wertes (Ergänzungswert); zusammen ergeben diese beiden Notenwerte den nächst größeren Notenwert wie die punktierte Note.

Stichregel:

Der Verlängerungspunkt steht bei Zwischenraumnoten rechts neben dem Notenkopf (Abstand: halber Zwischenraum) im gleichen Zwischenraum, bei Liniennoten im Zwischenraum über dem Notenkopf. Ausnahme: bei geteiltem System wird ein Verlängerungspunkt einer Liniennote der Unterstimme in den Zwischenraum darunter geschrieben.

Verlängerungspunkte bei Akkorden stehen lotrecht untereinander.

Der Verlängerungspunkt wird größer als der Staccatopunkt, aber kleiner als Stichnotenköpfe geschrieben.

Abb. 23-1 gebräuchliche einfach, doppelt und dreifach punktierte Note

gebräuchliche einfach, doppelt und dreifach punktierte Note


reguläre Teilung von einfach punktierten Grundwerten

Auch einfach punktierte Grundwerte können regulär, und zwar in drei gleichlange kleinere Noten (nicht punktiert!), unterteilt werden.

Abb. 23-2 reguläre Teilung der einfach punktierten Notenwerte

reguläre Teilung der einfach punktierten Notenwerte


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[24] Haltebogen

Alle übrigen Tondauern, die nicht mit Punktierung geschrieben werden können, aber Vielfache der Grundwerte sind, können nur mit Haltebogen dargestellt werden.

Dabei werden zwei oder mehr aufeinander folgende Noten gleicher Tonhöhe mit einem Bogen zusammengeschlossen und stellen nur einen Ton dar.

Jeder Notenwert kann mit jedem anderen durch Haltebogen verbunden werden. Dabei werden allerdings die metrischen Gegebenheiten beachtet.

Außerdem muss ein Haltebogen geschrieben werden, wenn die Dauer einer Note über einen Takt hinaus geht.

Der Haltebogen darf wegen seines gleichen Aussehens nicht mit dem Legatobogen, dem Phrasierungsbogen oder dem Klangbogen verwechselt werden.

Abb. 24-1 Beispiele für Notenwerte, die nur mit Haltebögen darstellbar sind

Beispiele für Notenwerte, die nur mit Haltebögen darstellbar sind


Stichregel:

Bögen werden normalerweise von Notenkopf zu Notenkopf gezogen, wobei die Bogenenden die Notenköpfe nicht berühren.

Ist eine der beiden Noten abwärts gehalst, führt der Haltebogen oben herum.

Haltebögen sollen nicht flacher als ein Zwischenraum oder gewölbter als zwei Zwischenräume und dabei immer in einem Zwischenraum verlaufen.

Haltebögen bei Sekunden haben entgegen gesetzte Wölbung.

Haltebögen über das Zeilenende hinaus reichen bis zum Taktstrich und werden zu Beginn des Folgesystems fortgesetzt.

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