8. Subdominanten

8.1. Arten von Subdominanten

1 Im harmonischen Kontext gibt es mehrere Arten von Subdominanten:

Bsp. 8.1.-1: Subdominante

Subdominante


Bsp. 8.1.-2: Zwischensubdominanten in Dur

Zwischensubdominanten in Dur


Die Zwischensubdominanten in Moll sind Dur-Dreiklänge und leitereigene Nebenfunktionen. Die Verwendung der Moll-Variante ergibt eher den subdominantischen Bezug zur Folgefunktion, als dass der Molldreiklang als entfernte Terzverwandtschaft interpretiert werden kann (z.B. „Mollparallele der Subdominante“ Bsp.8.1.-3a2 oder „Moll-Neapolitaner“ Bsp.8.1.-3b2).

Bsp. 8.1.-3: Zwischensubdominanten in Moll

Zwischensubdominanten in Moll


Rückbezügliche Subdominanten sind von überraschender Wirkung und bilden oft plagale Halbschlüsse. Vor allem die Moll-Variante erlaubt dabei einen Wechsel der Tonalität, weil  dadurch tonleiterfremde Töne auftreten.

Bsp. 8.1.-4: Beispiele für rückbezügliche Subdominanten

Beispiele für rückbezügliche Subdominanten


Von besonderer Bedeutung ist die
Doppelsubdominante: Subdominante der Subdominante
andere Bezeichnung: Wechselsubdominante
Funktionssymbol: 2.S bzw. 2.s oder zwei ineinander verschlungene S bzw. s
bevorzugter Folgeakkord: Subdominante
Die Doppelsubdominante hat ihren Sitz auf der tiefen 7 und wird, wenn nicht die S/s folgt, als dP (vor allem in Moll) gedeutet werden.

Bsp. 8.1.-5: Doppelsubdominante

Doppelsubdominante


Subdominanten höherer Grade sind jeweils Subdominanten von bereits höhergradigen Subdominanten (also wenigstens [Zwischen-]Doppelsubdominanten) und funktionieren als solche nur, wenn sie sich in die tiefergradige Subdominante auflösen.
Funktionssymbol: 3.S bzw. 3.s (oder drei ineinander verschlungene S, dritte Subdominante, Subdominante der Doppelsubdominante), 4.S bzw. 4.s (vierte Subdominante, Subdominante der dritten Subdominante), etc.
bevorzugter Folgeakkord: Subdominante des nächsttieferen Grades

Subdominanten höherer Grade werden häufig als Subdominantkette (im Sinne einer realen Quintanstiegsequenz) eingesetzt. (Bsp. 8.1.-6).

Bsp. 8.1.-6: Subdominanten höherer Grade

Subdominanten höherer Grade


2 Die Subdominante hat zwei Grundformen: leitereigen in Dur ein Dur-Dreiklang, in Moll ein Moll-Dreiklang.

Die Moll-Subdominante wurde schon recht früh in Dur eingesetzt, während die Dur-Subdominante in Moll sowohl ein Relikt des Dorischen ist, als auch in Moll bei erhöhter 6 (melodisches Moll) verwendet wird.

3 Die Subdominante kann verändert werden durch:

Durch diese Veränderungen lässt sich die Subdominante günstiger mit Dominante und/oder Tonika verbinden.

4 Subdominante und Doppeldominante sind Funktionen, die typischerweise zur Dominante führen. Erweiterte oder alterierte Akkorde vor der Dominante sind als S oder 2.D unterscheidbar durch Betrachtung der 4 der Tonleiter.

Damit wird deutlich, dass ein Verkürzen der Subdominante (also Weglassen des Grundtones) problematisch ist, weil dadurch die Funktion nicht mehr eindeutig bestimmbar ist.

5 Die Subdominante verbindet sich sowohl mit der Tonika (T grundstellig als plagaler Ganzschluss oder T mit Quintbass als kadenzierender Quartsextakkord) als auch mit der Dominante.

Bsp. 8.1.-1a1: plagaler Ganzschluss; günstig ist der Quintanstieg des Basses (in Gegenbewegung zu den Oberstimmen)
Bsp. 8.1.-1a2: Verbindung mit der T mit Terzbass; T erscheint primär mit 2x5; 2x1 ist möglich, wenn S3 zum T1 springt
Bsp. 8.1.-1a3: Wendung zum Dominantvorhaltquartsextakkord; Oberstimmen wie beim plagalen Ganzschluss
Bsp. 8.1.-1b1: die Oberstimmen werden in Gegenbewegung zum Bass geführt (um ||5 und ||8 zu vermeiden); S1 in einer Oberstimme kann liegen bleiben und wird zu D7 (D7 erscheint dann unvollständig; kleiner Notenkopf)
Bsp. 8.1.-1b2: bei der Wendung zur D mit Quintbass wird meist der verkürzte D7 eingesetzt; S1 in einer Oberstimme bleibt liegen und wird zur D7
Bsp. 8.1.-1b3: bei der Wendung zur D mit Terzbass macht der Bass einen verminderten Quintsprung abwärts (bedingt sanglich); S1 in einer Oberstimme kann auch liegen bleiben und wird zur D7 (D7 erscheint dann vollständig; kleiner Notenkopf)
Bsp. 8.1.-1b4: bei der Wendung zur D mit Septbass ausgehend von der Dursubdominante werden die drei Oberstimmen aufwärts geführt, allerdings nicht von der Quintlage der S ausgehend (wegen der dann entstehenden ||5)
Bsp. 8.1.-1b5: bei der Wendung zur D mit Septbass ausgehend von der Mollsubdominante werden die drei Oberstimmen abwärts geführt (auch bei Dursubdominante möglich)

Bsp. 8.1.-1: Grundstellige Subdominantdreiklänge in Verbindung mit
(a1/2) Tonika – (a3) kadenzierendem Quartsextakkord – (b1-5) Dominante

Grundstellige Subdominantdreiklänge in Verbindung mit (a1/2) Tonika – (a3) kadenzierendem Quartsextakkord – (b1-5) Dominante


Darüber hinaus kommen Verbindungen mit der Doppeldominante überaus häufig vor.

8.2. Erweiterung der Subdominante

8.2.1. Subdominantquintsextakkord

1 Typischerweise wird die Dur- wie auch die Mollsubdominante mit der (in Dur und Moll leitereigenen) großen Sexte erweitert (sixte ajoutée).
Der so entstandene Subdominantvierklang heißt Subdominantquintsextakkord (in Dur: S56, „[groß] S fünf sechs“; in Moll: s56 „klein S fünf sechs“).

Wegen des häufigen Gebrauchs in Kadenzabläufen von Chorälen, nennt man den Subdominantquintsextakkord auch „Choralquintsextakkord“. Eine weitere Bezeichnung ist „Rameau’scher Quintsextakkord“

2 So wie die Septime bei der D, ist die Sexte die charakteristische Dissonanz der S.

8.2.1.1. Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit der Dominante

Durch die sixte ajoutée hat die S einen gemeinsamen Ton mit der D (S6 = D5), der in den Oberstimmen als harmonisches Band liegen bleiben kann.

S56 (grundstellig) – D (grundstellig): S3↓D1; S5↓D3; S6-D5

Bsp. 8.2.1.1.-1: Subdominantquintsextakkord Verbindung mit Dominante
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord Verbindung mit Dominante (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


S56 mit Terzbass – D (grundstellig): S1↑D1; S5↓D3; S6-D5

Bsp. 8.2.1.1.-2: Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Dominante
(a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Dominante (a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


S56 mit Quintbass – D (grundstellig): S1↑D1; S3↓D1; S6-D5

Bsp. 8.2.1.1.-3: Subdominantquintsextakkord mit Quintbass in Verbindung mit Dominante
(a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage


Der Subdominantquintsextakkord besteht aus dem gleichen Tönen wie der leitereigene Septakkord der 2. Stufe (in Dur Subdominantparallele; der Dursubdominantquintsextakkord mit Sextbass ist daher als Subdominantparallelseptakkord anzusehen). Dieser verbindet sich vorzugsweise im Quintfall des Basses mit der grundstelligen D (S6/Sp1⇓D1). Bei der Verbindung mit der D mit Terzbass muss die S5/Sp7 aufwärts zur D5 geführt werden, um die D mit 2x3 zu vermeiden (Bsp. 8.2.1.1.-4 geschlossene Notenköpfe). Die Ligatur im Bass führt zur D mit Quintbass, was bei der Verbindung mit dem D7 gebräuchlich ist, beim D-Dreiklang aber vermieden wird.
II7 D (grundstellig): S1↑D1; S3↓D1; S5↓D3
II7 D mit Terzbass:  S1↑D1; S3↓D1; S5D5

Bsp. 8.2.1.1.-4: Septakkord der 2.Stufe in Verbindung mit Dominante
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage

Septakkord der 2.Stufe in Verbindung mit Dominante (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage


8.2.1.2. Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit dem Dominantseptakkord

Bei der Verbindung der S mit dem D7 gibt es einen weiteren gemeinsamen Ton (S1 = D7). Dieser kann in allen Stimmen (auch im Bass) liegen bleiben.

In der Grundstellung des S56 springt die S6 zur D7. Der D7 erscheint unvollständig.
S56 (grundstellig) – D7 (grundstellig): S3↓D1; S5↓D3; S6D7

Bsp. 8.2.1.2.-1: Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit Dominantseptakkord
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit Dominantseptakkord (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


Bei der Verbindung des S56 mit Terzbass mit dem D7 können S1 und S6 liegen bleiben.
S56 mit Terzbass – D7 (grundstellig): S1-D7; S5↓D3; S6-D5

Bsp. 8.2.1.2.-2: Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Dominantseptakkord
(a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Dominantseptakkord (a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


Bei der Verbindung des S56 mit Quintbass mit dem D7 schreitet die S5 schreitet bevorzugt zur 7. Stufe (D7 mit Terzbass).
S56 mit Quintbass – D7 mit Terzbass: S1-D7; S3↓D1; S6-D5
Beider Wendung zum D7 mit Quintbass springt die S6 zur D3.
S56 mit Quintbass – D7 mit Quintbass: S1-D7; S3↓D1; S6D3

Bsp. 8.2.1.2.-3: Subdominantquintsextakkord mit Quintbass in Verbindung mit Dominantseptakkord
(a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord mit Quintbass in Verbindung mit Dominantseptakkord (a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage


II7D7 (grundstellig): S1-D7; S3↓D1; S5↓D3 (D7 unvollständig)
II7D7 mit Terzbass:  S1↑D1; S3↓D1; S5D5 (D7 vollständig)
II7D7 mit Quintbass:  S1↑D1; S3↓D1; S5↓D3 (D7 vollständig)

Bsp. 8.2.1.2.-4: Septakkord der 2. Stufe in Verbindung mit Dominantseptakkord
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage

Septakkord der 2. Stufe in Verbindung mit Dominantseptakkord (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage


8.2.1.3. Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit der Tonika bzw. dem Dominantvorhaltquartsextakkord

Der S56 lässt sich mit allen Stellungen der Tonika verbinden. In jedem Fall schreitet die S6 zur T3, auch wenn dabei 2x3 entsteht.

S56 (grundstellig) – T (alle Stellungen): S3↓T5; S5-T1: S6↑T3

Bsp. 8.2.1.3.-1: Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit Tonika
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord in Verbindung mit Tonika (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


Die S56 mit Terzbass verbindet sich vorzugsweise mit der T mit Quintbass (meist als kadenzierender Quartsextakkord).
S56 mit Terzbass – T mit Quintbass (DT): S1↑T5; S5-T1; S6↑T3
Sprünge von der S3 im Bass zur T3 oder T1 wirken sperrig. Bei Wendung zum T-Sextakkord wird die S6 zum T1 geführt.
S56 mit Terzbass – T Terzbass: S1↑T5; S5-T1; S6T1

Bsp. 8.2.1.3.-2: Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Tonika
(a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage

Subdominantquintsextakkord mit Terzbass in Verbindung mit Tonika (a) Oktavlage - (b) Quintlage - (c) Sextlage


Die S56 mit Quintbass verbindet sich vorzugsweise mit der grundstelligen T.
S56 mit Terzbass – T (grundstellig): S1↑T5; S5-T1; S6↑T3
In der Terzlage gehen alle drei Oberstimmen aufwärts oder die S6 springt zur T5 (um ||vr zu vermeiden).
Die Wendung zur T mit Quintbass (als kadenzierender Quartsextakkord) kommt selten vor; die Führung der Oberstimmen bleibt gleich.
Bei der (seltenen) Wendung zur T mit Terzbass springt in der Terzlage die T3 zur T1 (um ||vr zu vermeiden).

Bsp. 8.2.1.3.-3: Subdominantquintsextakkord mit Quintbass in Verbindung mit Tonika
(a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage
(d, e, f) in Verbindung mit Tonika-Sextakkord

Subdominantquintsextakkord mit Quintbass in Verbindung mit Tonika (a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage (d, e, f) in Verbindung mit Tonika-Sextakkord


II7T (grundstellig): S1↓T3; S3↓T5; S5-T1
II7T mit Terzbass:  S1T5; S3↓T5; S5-T1
II7T mit Quintbass (DT): wie bei II7T (grundstellig)

Bsp. 8.2.1.3.-4: Septakkord der 2. Stufe in Verbindung mit Tonika
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage

Septakkord der 2. Stufe in Verbindung mit Tonika (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage


8.2.2. Subdominantischer Sextakkord

1 Der subdominantischer Sextakkord (leitereigen in Dur: S6, „[groß] S sechs“; leitereigen in Moll: s6, „klein s sechs“) besteht aus den gleichen Tönen wie die leitereigene Dreiklang der 2. Stufe. Er wird funktional erklärt als Subdominante mit sixte ajoutée, aber ohne Quinte. Er wird nur mit Subdominantgrundton im Bass verwendet.

2 Der subdominantische Sextakkord kann in Analogie (Spiegelung) zum verkürzten Dominantseptakkord hergeleitet werden:

Ausgangsakkord

Erweiterung

Verkürzung

ergibt

eingesetzt als

D7

Dominantdreiklang

Überterzen

unterster Ton

VII (Stufe unter 1)

Sextakkord

S6

Subdominantdreiklang

Unterterzen

oberster Ton

II (Stufe über 1)

Sextakkord

 

Bsp. 8.2.2.-1: verkürzter Dominantseptakkord und „verkürzter“ Subdominantparallelseptakkord

verkürzter Dominantseptakkord und „verkürzter“ Subdominantparallelseptakkord


Andere Bezeichnungen für den subdominantischen Sextakkord sind „alter Sextakkord“ und „Rameau’scher Sextakkord“.

8.2.2.1. Subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit der Dominante

S6/s6 D (grundstellig): Oberstimmen meist in Gegenbewegung zum Bass (Bsp. 8.2.2.1.-1)
S1⇓D5; S3↓D1; S6⇓D3

Bsp. 8.2.2.1.-1: subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Dominante
(a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage

subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Dominante (a) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage


8.2.2.2. Subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit dem Dominantseptakkord

Bei der Verbindung mit dem grundstelligen Dominantseptakkord können S1 und S6 liegen bleiben (Bsp. 8.2.2.2.-1a).
S6 - D7 (grundstellig): S1-D7; S3↑D3; S6-D5 (D7 vollständig)
Auf das Liegenbleiben von S6 kann verzichtet werden. Die S6 springt dann zur D3; dann muss S3 abwärts zum D1 gehen (um 2x3 der D zu vermeiden).
S6 - D7 (grundstellig): S1-D7; S3D5; S6D3 (D7 unvollständig, Bsp. 8.2.2.2.-1 kleine Notenköpfe)
Es kann auch auf jegliches harmonische Band verzichtet werden. In dem Fall werden alle Oberstimmen abwärts geführt.
S6 - D7 (grundstellig): S1D5; S3D7; S6D3 (D7 vollständig, wird in Terzlage vermieden, wegen des auffälligen Sprungs der Oberstimme in die D7, Bsp. 8.2.2.2.-1a1/a3 alternative geschlossene Notenköpfe)

Da s3 nicht zur D3 springen kann (Hiatus), muss die D3 von s6 aus erreicht werden (Bsp. 8.2.2.2.-1b)
s6 (in allen Lagen) - D7 (grundstellig): S1-D7; s3↓D1; S6⇓D3

Bsp. 8.2.2.2.-1: subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Dominantseptakkord
(a1) Oktavlage in Dur - (a2) Terzlage  in Dur - (a3) Sextlage in Dur
(b1) Oktavlage in Moll - (b2) Terzlage  in Moll - (b3) Sextlage in Moll

subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Dominantseptakkord (a1) Oktavlage in Dur - (a2) Terzlage  in Dur - (a3) Sextlage in Dur (b1) Oktavlage in Moll - (b2) Terzlage  in Moll - (b3) Sextlage in Moll


8.2.2.3. Subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit der Tonika bzw. dem Dominantvorhaltquartsextakkord

Bei der Verbindung des S6 mit T und DT werden alle drei Oberstimmen abwärts geführt.
S6T: S1↓T3; s3↓T5; S6↓T1 (Bsp. 8.2.2.3.-1a1)
Liegt S3 über S6, springt S6 zum T5 (um ||vr zu vermeiden, Bsp. 8.2.2.3.-1a2/b)
Diese Stimmführungsprobleme treten in der Sextlage nicht auf, da die S6 immer über der S3 liegt.

Bsp. 8.2.2.3.-1: subdominantischer Sextakkord in Verbindung
mit Tonika bzw. kadenzierendem Quartsextakkord
(a1/2) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage

subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Tonika bzw. kadenzierendem Quartsextakkord (a1/2) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage


Bei der Verbindung des S6 mit der T mit Terzbass:
S6T mit Terzbass: S1↑T5; S3↓T5; S6↓T1 (Bsp. 8.2.2.3.-2a1)
Wenn S3 über S6 liegt, springt S3 zum T1.
S6T mit Terzbass: S1↑T5; S3T1; S6↓T1 (Bsp. 8.2.2.3.-2a2)
Dies wird in Terzlage vermieden (die irreguläre Führung des Gleittons in der Oberstimme ist zu auffällig, Bsp. 8.2.2.3.-2b alternative geschlossene Notenköpfe), statt dessen springen S1 und S6 abwärts.
In der Sextlage sind mehrere Stimmführungsvarianten möglich (Bsp. 8.2.2.3.-2c).

Bsp. 8.2.2.3.-2: subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Tonika-Sextakkord
(a1/2) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage

subdominantischer Sextakkord in Verbindung mit Tonika-Sextakkord (a1/2) Oktavlage - (b) Terzlage - (c) Sextlage


8.2.3. Subdominantseptakkord

Bei der Verbindung des Subdominantseptakkordes mit der grundstelligen D ist zu beachten:
Wenn die S7 über der S3 liegt entstehen bei regulärer Führung dieser Töne ||5. Um diese zu vermeiden, springt die S7 zum D1 (Bsp. 8.2.3.-1b2).
In Dur kann die S3 zum D5 springen, während die S7 regulär abwärts schreitet (Bsp. 8.2.3.-1c, die D erscheint dann mit 2x5; in Moll wäre das ein unsanglicher Sprung. Die D mit 2x1 kann erreicht werden, indem S5 zum D1 springt.).

Bsp. 8.2.3.-1: Subdominantseptakkord in Verbindung mit Dominante in
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage

Subdominantseptakkord in Verbindung mit Dominante in (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage


Bei der Verbindung des S7 mit dem grundstelligen D7 ist zu beachten:
Die S7 wird zur D7 geführt (||7!), was bei großer S7 unproblematischer ist.

Bsp. 8.2.3.-2: Subdominantseptakkord in Verbindung mit D7 in
(a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage

Subdominantseptakkord in Verbindung mit D7 in (a) Terzlage - (b) Quintlage - (c) Septlage


Bei der Verbindung des S7 mit T, bzw. dem DT ist zu beachten:
S5 und S7 können als harmonisches Band liegen bleiben (günstigste Verbindung).

Bsp. 8.2.3.-3: Subdominantseptakkord in Verbindung
mit Tonika und kadenzierendem Quartsextakkord

Subdominantseptakkord in Verbindung mit Tonika und kadenzierendem Quartsextakkord


8.2.4. Subdominantseptakkord mit sixte ajoutée

1 Die sixte ajoutée erweitert den Subdominantseptakkord zu einem Fünfklang. Diese Akkorde nur fünfstimmig darstellbar (bestenfalls auf die S5 könnte verzichtet werden). Günstig ist die sixte ajoutée zusammen mit der großen Septime. Die kleine sixte ajoutée kann auch mit der kleinen Septime zusammen erscheinen. Die Formen mit hochalterierter Terz zielen auf die Dominante (Bsp. 8.2.4.-1a2/c), während bei Dur- und Moll-Subdominantformen eine Verbindung mit dem Dominantvorhaltquartsextakkord möglich ist (Bsp. 8.2.4.-1a3/b2)

Bsp. 8.2.4.-1a1: S7 mit sixte ajoutée in Verbindung mit D9: S5 springt zu D7, S6 springt zur D3
Bsp. 8.2.4.-1a2: S7 mit sixte ajoutée und hochalterierter Terz in Verbindung mit D7: S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3)
Bsp. 8.2.4.-1a3: S7 mit sixte ajoutée in Verbindung mit DT: S7– ist Ligatur in Moll, S7+ große in Dur
Bsp. 8.2.4.-1b1: S7 mit kleiner sixte ajoutée in Verbindung mit D9: S6- wird im Hiatus zur D3 geführt; S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3)
Bsp. 8.2.4.-1b2: S7 mit kleiner sixte ajoutée in Verbindung mit DT: S7– ist Ligatur in Moll, S7+ in Dur
Bsp. 8.2.4.-1b3: S7 mit kleiner sixte ajoutée und hochalterierter Terz in Verbindung mit D67: S6- bleibt liegen und wird zur D5>; S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3).

Bsp. 8.2.4.-1: Subdominantseptakkorde mit (a) sixte ajoutée – (b) kleiner sixte ajoutée

Subdominantseptakkorde mit (a) sixte ajoutée – (b) kleiner sixte ajoutée


2 Mit Sextbass ergibt sich eine Terzschichtung, die als Nonakkord der Subdominantparallele (Sp9) gedeutet werden kann. In der Popularmusik ist diese Wendung gebräuchlich (II9)

Bsp. 8.2.4.-2: Subdominantparallelnonakkord

Subdominantparallelnonakkord


8.2.5. Subdominantnonakkord

1 Die Subdominantnonakkorde sind wie auch die Dominantnonakkorde aus Vorhaltsbildungen entstanden. Sie treten immer zugleich mit der Septime auf. Als Fünfklänge können sie im vierstimmigen Satz nicht vollständig dargestellt werden. In der Regel wird die Quinte weggelassen.

2 Leitereigen ist in Dur und Moll die große None. Darunter steht in Dur der Dursubdominantseptakkord, in Moll der kleine Mollsubdominant-Septakkord.

Bsp. 8.2.5.-1: Subdominantnonakkord (a) in Dur – (b) in Moll

Subdominantnonakkord (a) in Dur – (b) in Moll


Die (große) None der Subdominantnonakkorde ist die 5 (=D1 bzw. T5). Im Funktionssymbol ist daher die Angabe 9+ nicht notwendig. Die kleine None muss mit 9- angegeben werden. Sie kommt höchst selten vor, auch da es sich enharmonisch verwechselt um die Terz der Doppeldominante handelt und dadurch der Akkord doppeldeutig zwischen S und 2.D steht (Mischfunktion). Die Verbindung von S9- bzw. s9- mit dem D7 ist gleichwohl gut zu bewerkstelligen (Bsp. 8.2.5.-2a). Die funktionale Nähe von Subdominante und Doppeldominante (beide sind typische Dominantvorgänger) zeigt Bsp. 8.2.5.-2b: der verkürzte kleine Subdominantnonakkord ist der Tritonusvertreter der Doppeldominante.

Bsp. 8.2.5.-2: (a) kleiner Dursubdominantnonakkord
(b) verkürzter kleiner Mollsubdominantnonakkord

(a) kleiner Dursubdominantnonakkord (b) verkürzter kleiner Mollsubdominantnonakkord


Veränderungen von Terz (S nach s und umgekehrt) und Septime (große nach klein und umgekehrt) sind unechte Alterationen und kommen nur selten vor.

Bsp. 8.2.5.-3: Varianten der Subdominantnonakkorde

Varianten der Subdominantnonakkorde


Bsp. 8.2.5.-3a: Um den Hiatus von s3 nach D3 zu vermeiden, wird die s3 (regulär) abwärts geführt (kleiner Notenkopf), allerdings nur, wenn die s3 über der S7 liegt (sonst entstehen ||5).
Bsp. 8.2.5.-3b: Bei der Verbindung mit der T können S7 und S9 liegen bleiben, die S3 wird zur T5 geführt (T dann mit 2x5) oder springt zum T1; erscheint die T als Dominantvorhaltquartsextakkord, muss die S3 zum T1 springen, damit die T unverkürzt erscheint (kleine Notenköpfe)

Bsp. 8.2.5.-4: Subdominantnonakkorde in Verbindung mit
(a) Dominante – (b) Tonika

Subdominantnonakkorde in Verbindung mit (a) Dominante – (b) Tonika


8.2.6. Subdominantnonakkord mit sixte ajoutée

Die sixte ajoutée erweitert den Subdominantnonakkord zu einem Sechsklang. Selbst bei Verzicht auf die S5 sind diese Akkorde nur fünfstimmig darstellbar. Günstig ist die sixte ajoutée zusammen mit der großen Septime. Die kleine sixte ajoutée kann auch mit der kleinen Septime zusammen erscheinen. Die Formen mit hochalterierter Terz zielen auf die Dominante (Bsp. 8.2.5.-1a2/c), während bei Dur- und Moll-Subdominantformen eine Verbindung mit dem Dominantvorhaltquartsextakkord möglich ist (Bsp. 8.2.5.-1a3/b2)

Bsp. 8.2.6.-1a1: S9 mit sixte ajoutée in Verbindung mit D9
Bsp. 8.2.6.-1a2: S9 mit sixte ajoutée und hochalterierter Terz in Verbindung mit D7: S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3).
Bsp. 8.2.6.-1a3: S9 mit sixte ajoutée in Verbindung mit DT
Bsp. 8.2.6.-1b1: S9 mit kleiner sixte ajoutée in Verbindung mit D9: S6- wird im Hiatus zur D3 geführt; S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3).
Bsp. 8.2.6.-1b2: S9 mit kleiner sixte ajoutée in Verbindung mit DT: S7– ist Ligatur in Moll, S7+ in Dur
Bsp. 8.2.6.-1b3: S9 mit kleiner sixte ajoutée und hochalterierter Terz in Verbindung mit D67: S6- bleibt liegen und wird zur D5>; S5 springt zur D7 um 2x3 zu vermeiden (wegen S3< - D3).

Bsp. 8.2.6.-1: große Subdominantnonakkorde mit
(a) sixte ajoutée - (b) kleiner sixte ajoutée

große Subdominantnonakkorde mit (a) sixte ajoutée - (b) kleiner sixte ajoutée


Die kleinen Subdominantnonakkorde zielen auf die Dominante. Die Verbindung erfolgt in ähnlicher Weise wie bei der großen Subdomiantnonakkorden.

Bsp. 8.2.6.-2: kleine Subdominantnonakkorde mit
(a) sixte ajoutée - (b) kleiner sixte ajoutée

kleine Subdominantnonakkorde mit (a) sixte ajoutée - (b) kleiner sixte ajoutée


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