1 Vierklänge entstehen in der dur-moll-tonalen Musik durch Hinzufügen eines weiteren Tones zu einem Dreiklang. Dies kann erfolgen durch:
2 Septakkorde bestehen aus drei übereinander geschichteten Terzen. Je nach Funktion haben die Septakkordtöne unterschiedliche Bedeutung.
3 Durch die Erweiterung zum Vierklang wird die betreffende Funktion modifiziert im Hinblick auf Strebigkeit (Spannung) und/oder Klangwirkung.
4 Alle Septakkorde sind dissonant.
5 Septakkorde sind zunächst entstanden durch (zufällige) Stimmführung zu akkordfremden Tönen (Vorhalt, Durchgang).
Diese akkordfremden Töne unterlagen zunächst strengen Regeln der Behandlung (Vorbereitung und Auflösung), die später gelockert wurden. Die akkordfremden Töne mussten nicht mehr aufgelöst und konnten als fester Bestandteil der Funktionen angesehen werden.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden Akkorde auch bewusst durch Zusatztöne erweitert.
Die Benennung der Septakkordtypen in dieser Darstellung erfolgt gemäß ihrem Aufbau aus einem Dreiklang und einer hinzutretenden Septime. In der Bezeichnung wird zuerst die Größe der Septime angegeben: „klein“, „groß“ oder „vermindert“. Dann folgt die Bezeichnung des Dreiklangstyps: „Dur-“, „Moll-“, „vermindert“, „übermäßig“, „dur-vermindert“, „doppelt vermindert“ oder „vermindert-übermäßig“, ergänzt um den Begriff „Septakkord“.
Andere Bezeichnungen: Dominantseptakkord, Hauptseptakkord, Dur-Dreiklang mit kleiner Septime
1 Der kleine Dur-Septakkord (Kürzel: d7) besteht aus einem Dur-Dreiklang und darüber liegend einer kleinen Terz.
Intervallschichtung: + – –
Rahmenintervall: kleine Septime
Realer Grundton: Akkord-1 (kongruent)
Klangwert: 14
Bsp. 2.3.1.1.-1: kleiner Dur-Septakkord
2 Er funktioniert im kadenziellen Rahmen als:
Bsp. 2.3.1.1.-2: kleiner Dur-Septakkord im kadenziellen Umfeld als
(a) verkürzter 2.D9 – (b) Dur-Subdominante mit kleiner Septime
3 Er entspricht enharmonisch verwechselt einem vermindert doppelt verminderten Septakkord (→ 2.3.3.5.)
D1 ⇒ D5> oder S1; D3 ⇒ D7 oder S3; D5 ⇒ D9- oder S5; D7 ⇒ D3 oder S6
oder einem verminderten moll-verminderten Septakkord (→ 2.3.3.19.)
D1 ⇒ D7>; D3 ⇒ D9-; D5 ⇒ D3; D7 ⇒ D5
Bsp. 2.3.1.1.-3: kleiner Dur-Septakkord enharmonisch verwechselt
(a) als vermindert doppelt verminderter Septakkord
(b) verminderter moll-verminderter Septakkord
(c) mit Umdeutungen
Andere Bezeichnungen: Moll-Septakkord, weicher Septakkord, Moll-Dreiklang mit kleiner Septime
1 Der kleine Moll-Septakkord (Kürzel: m7) besteht aus einem Moll-Dreiklang mit darüber liegender kleiner Terz.
Intervallschichtung: – + –
Rahmenintervall: kleine Septime
Realer Grundton: Akkord-3 (inkongruent)
Klangwert: 12
Bsp. 2.3.1.2.-1: kleiner Moll-Septakkord
2 Er funktioniert im kadenziellen Rahmen als
In Sequenzen (d.h. außerhalb des kadenziellen Spannungsfeldes) hat der kleine Moll-Septakkord pseudodominantische Funktion, d.h. er löst sich in den (Sept-)Akkord eine leitereigene Quinte tiefer auf.
Bsp. 2.3.1.2.-2: kleiner Moll-Septakkord im kadenziellen Umfeld als
(a) verkürzter 2.D9 - (b) Mollsubdominante mit kleiner Septime
3 Er entspricht enharmonisch verwechselt einem verminderte Dur-Septakkord (→ 2.3.3.8.)
S1/D5 ⇒ D3; S3/D7+ ⇒ D5<; S5/D9+ ⇒ D7+; S6/D3 ⇒ D9-
oder einem verminderten vermindert doppelt verminderten Septakkord (→ 2.3.3.18.)
S1/D5 ⇒ D7>; S3/D7+ ⇒ D9-; S5/D9+ ⇒ D3; S6/D3 ⇒ D5>
Bsp. 2.3.1.2.-3: kleiner Moll-Septakkord enharmonisch verwechselt
(a) als verminderter Dur-Septakkord
(b) als verminderter dreifach verminderter Septakkord
(c) mit Umdeutungen
Andere Bezeichnungen: großer Septakkord, harter Septakkord, Dur-Dreiklang mit großer Septime
1 Der große Dur-Septakkord (Kürzel: d7+) besteht aus einem Dur-Dreiklang mit darüber liegender großer Terz.
Intervallschichtung: + – +
Rahmenintervall: große Septime
Realer Grundton: Akkord-1 (kongruent)
Klangwert: 13
Bsp. 2.3.1.3.-1: großer Dur-Septakkord
2 Er funktioniert im kadenziellen Rahmen als:
Bsp.2.3.1.3.-2: großer Dur-Septakkord im kadenziellen Umfeld als
(a) verkürzter Doppeldominantnonakkord
(b) Mollsubdominante mit kleiner Sexte
(c) Dursubdominante mit großer Septime
Andere Bezeichnungen: gemischter Septakkord, Moll-Dreiklang mit großer Septime
1 Der große Moll-Septakkord (Kürzel: m7+) besteht aus einem Moll-Dreiklang mit darüber liegender großer Terz.
Intervallschichtung: – + +
Rahmenintervall: große Septime
Realer Grundton: Akkord-1 (kongruent)
Klangwert: 14
Bsp. 2.3.1.4.-1: großer Moll-Septakkord
2 Er funktioniert im kadenziellen Rahmen als:
Bsp. 2.3.1.4.-2: großer Moll-Septakkord im kadenziellen Umfeld
als verkürzter Doppeldominantnonakkord
Andere Bezeichnungen: vermindert kleiner Septakkord, kleiner Septakkord, halbverminderter Septakkord, quintverminderter Septakkord, verminderter Dreiklang mit kleiner Septime, „Mundharmonika-Akkord“
1 Der kleine verminderte Septakkord (Kürzel: v7) besteht aus einem verminderten Dreiklang mit darüber liegender großer Terz.
Intervallschichtung: – – +
Rahmenintervall: kleine Septime
Realer Grundton: Akkord-3 (inkongruent)
Klangwert: 14
Bsp. 2.3.1.5.-1: kleiner verminderter Septakkord
2 Seine Funktion ist zweideutig, da sich seine Töne sowohl dominantisch als auch subdominantisch erklären lassen.
Er kann verstanden werden als:
Bsp. 2.3.1.5.-2: kleiner verminderter Septakkord im kadenziellen Umfeld als
(a) verkürzter großer Dominantnonakkord
(b) Mollsubdominante mit sixte ajoutée
3 Er entspricht enharmonisch verwechselt einem verminderten Moll-Septakkord (→ 2.3.3.7.)
D3/s6 ⇒ D9-; D5/s1 ⇒ D3; D7/s3 ⇒ D5; D9+/s5 ⇒ D7+
oder einem verminderten dur-verminderten Septakkord (→ 2.3.3.6.)
D3/s6 ⇒ D7; D5/s1 ⇒ D9-; D7/s3 ⇒ D3; D9+/s5 ⇒ D5<
Bsp. 2.3.1.5.-3: kleiner verminderter Septakkord enharmonisch verwechselt
(a) als verminderter Moll-Septakkord
(b) als verminderter dur-verminderter Septakkord
(c) mit Umdeutungen
Andere Bezeichnungen: verminderter Septakkord, verminderter Dreiklang mit verminderter Septime
1 Der vermindert verminderte Septakkord (Kürzel: v7>) besteht aus einem verminderten Dreiklang mit darüber liegender kleiner Terz.
Intervallschichtung: – – –
Rahmenintervall: verminderte Septime
Alle vier Töne sind reale Grundtöne
Klangwert: 14
Bsp. 2.3.1.6.-1: vermindert verminderter Septakkord
2 Er funktioniert eindeutig dominantisch als
Meist wird er als Zwischendominante gebraucht; als vorletzter Akkord im authentischen Ganzschluss ist er wegen des fehlenden Quintfalls im Bass von weniger schlüssiger Wirkung.
Andere Bezeichnungen: übermäßiger Septakkord, übermäßiger Dreiklang mit großer Septime
1 Der große übermäßige Septakkord (Kürzel: ü7+) besteht aus einem übermäßigen Dreiklang mit darüber liegender kleiner Terz.
Intervallschichtung: + + –
Rahmenintervall: große Septime
Realer Grundton: Akkord-3 (inkongruent)
Klangwert: 14
Bsp. 2.3.1.7.-1: großer übermäßiger Septakkord
2 Er kann dominantisch und subdominantisch funktionieren. Beides kommt nur selten vor. Er funktioniert im kadenziellen Umfeld als:
Bsp. 2.3.1.7.-2: großer übermäßiger Septakkord im kadenziellen Umfeld als
(a) Dominante mit hochalterierter Quinte und großer Septime
(b) Dursubdominante mit kleiner Sexte
(c) großer Dursubdominantseptakkord mit hochalterierter Quinte
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